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Informationen zur Gas-Seelaterne der IGSZ

Ausgestellt im Deutschen Hafenmuseum


 

Drei Gaslaternen
Zwei der Laternen wurden auf elektrischen Bertrieb umgerüstet.
Eine dritte behielt u.a. ihren Gas Anschlussstutzen nach unten.

 

Geschichtliches

Für die befeuerten Seezeichen hatte die Entwicklung einer mit Gas betriebenen Lichtquelle zunächst für Leuchttonnen durch Julius Pintsch am Ende des 19. Jahrhunderts eine ähnliche Bedeutung wie etwa 100 Jahre zuvor die Erfindung der Öllampe mit Hohldocht durch Argand. Beide Erfindungen vergrößerten sprunghaft die Lichtstärke der in den Leuchtfeuern eingesetzten Lichtquellen. Durch die Einführung der Gaslampen wurden außerdem die Betriebssicherheit der Lichtquellen verbessert und ihre Betriebskosten gesenkt.

Die Entwicklung einer Gas-Leuchttonne durch die Firma Pintsch ist eigentlich einem Zufall zuzuschreiben. Bei einer Reise Mitte der 70er Jahre von St. Petersburg nach Moskau kam Julius Pintsch Jun. mit einem mitreisenden hohen russischen Staatsbeamten ins Gespräch und erfuhr, dass die russische Verwaltung nach einer Möglichkeit suchte, im Finnischen Meerbusen die zahlreichen Untiefen nachts zu bezeichnen. Da die Fa. Pintsch inzwischen durch Marineaufträge auch Erfahrungen im Bau von Schwimmkörpern hatte, wurde dieses Problem sofort weiter verfolgt, und im November 1876 liefen praktische Versuche zwischen St. Petersburg und dem russischen Kriegshafen Kronstadt1 mit einer ersten Versuchstonne an.

 

Erste Gasleuchttonne von Pintsch
Die erste Leuchttonne der Firma Julius Pintsch wurde 1877 vor Kronstadt ausgelegt.

 

Die deutschen Seezeichenbehörden begannen sehr schnell, das neue Ölgas zu verwenden und bauten dafür im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Ölgasanstalten mit zugehörigen Abfüllanlagen. Die Ölgasanstalt Saatsee bei Rendsburg hatte z.B. 1897 den Betrieb aufgenommen und schnell eine Jahresproduktion von 6000 Kubikmetern Gas pro Jahr erreicht. 1914 wurde sie erweitert, denn nach dem Übergang der Wasserstraßen auf das Reich (1921) wurde die Gaserzeugung für alle deutschen Seezeichen in Saatsee hier zentralisiert. Die Gründe für die Zentralisierung waren die bessere Wirtschaftlichkeit einer großen Anlage und die bessere Gasqualität in einer fast ohne Unterbrechungen arbeitenden Produktionsanlage. Die Erweiterungsarbeiten in Saatsee dauerten von 1922 bis 1926 und umfassten gleichzeitig eine Umstellung auf die Blaugasherstellung.

Schnittskizze Seeelaterne Es war schwierig zu erreichen, dass die Flamme auch bei starkem Seegang und Regen nicht ausgeht. Dafür wurde ein ausgeklügeltes, kompliziertes System von Blechen und Öffnungen im Kopf der Seelaternen installiert.

Das Gas konnte der Flamme von oben oder unten zugeführt werden. Der Glühstrumpf wurde entsprechend hängend oder stehend montiert.

Im unteren Teil der Laterne befinden sich die Druckminderer, die den Flaschendruck des Gases reduzieren, und die Kennungsgeber (Blinker).

Schnittfoto Seelaterne

 

Glühstrumpf
Glühstrumpf einer Gaslaterne

Glühstrümpfe

Carl Auer von Welsbach (1858-1929) hörte in einer Vorlesung von Robert Wilhelm Bunsen (1811-1899), dass bestimmte Elemente, die Seltenen Erden, in einer Gasflamme hell aufleuchten. Er tränkte das Gewebe eines Seidenstrumpfes mit einer Salzlösung dieser Metalle und montierte es über einem Gasbrenner. Durch die Flamme erhitzt leuchtete der Strumpf hell auf, das Gewebe verbrannte, aber das trockene Gerüst der Salzkristalle blieb erhalten und leuchtet bei Erhitzung. Allerdings hatten in der Anfangszeit stehende Glühstrümpfe wenig Stabilität. Sie wurden daher an einem Metallbügel aufgehängt.

 

Seetonne mit Seelaterne vor Kiel
Seelaterne auf Lt Alte Weser kurzzeitig 1964

Im Ausnahmefall kann eine Seelaterne statt auf einer Tonne (Bild links)
auch mal auf einem Leuchtturm (oben, Alte Weser 1964)
montiert sein.

 

Elektron.Kennungsgeber (steuert Gasventil)

Gasblinker

Beim Betrieb einer Seelaterne wird das Gas dem Brenner (Blinker) stoßweise zugeführt, damit ein rhythmisches Lichtsignal (Taktung) entsteht. Neben dem Glühstrumpf brennt eine kleine Dauerflamme, die dafür sorgt, dass das zugeführte Gas sofort gezündet wird. Die Taktung der Gaszuführung erfolgte bis in die 1950er Jahre durch ein kompliziertes mechanisches System. Später wurde sie wie bei unserer Laterne durch eine Elektronik (Bild links) gesteuert, die das Gasventil steuerte. So konnten Taktungen wie unterbrochenes Licht oder Doppelblink erzeugt werden.
Tonne vor Brunsbüttel

 

 

Kurzvideo der Laterne nach Restaurierung in der Werkstatt.
Kurzvideo: Flammen des Gasblinkers

 


Die IGSZ sagt herzlichen Dank an die Ehrenamtlichen des städtischen Museums Fürstenwalde, namentlich an Hans Panten, ehemals Fa. Gaselan, für die Restaurierung des Ausstellungsstücks.

Teile des Textes wurden aus dem Buch von Johannes Braun übernommen: Über Lampen und Leuchten in deutschen Seezeichen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert

Fotos (v.o.n.u.): Udo Moelzer, J. Pintsch AG (2), WSA Emden, Peter Zabel, Frank Toussaint, anonym, Obersteiner, F.T.

Die Kurzvideos stammen von Frank Toussaint und Heike Moyzes-Iltsche

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